Der müde Tod
Andrew Gilbert, Bernhard Lehner, Markus Selg, Astrid Sourkova, Dominic Wood
21. Januar bis 25. April 2009
Kurator: Zdenek Felix
Die Ausstellung Der müde Tod wird von Astrid Sourkova und Markus Selg als dramatisches Gesamtkunstwerk inszeniert. Die beiden Künstler*innen agieren in der Ausstellung als Regisseur*innen und Bühnenbildner*innen. Neben eigenen Werken zeigen sie Werke der Künstler Andrew Gilbert, Bernhard Lehner und Dominic Wood. Aus Skulpturen, Gemälden, Zeichnungen, Projektionen, Wandmalerei und Toninstallationen entsteht eine begehbare Bühne, in der die Kunstwerke wie Akteure in einer Handlung eingesetzt sind. Über das Raumgefüge einer klassischen Ausstellung hinaus verdichtet sich diese Montage zu einem erzählerisch-allegorischen Gebilde, in dem in vielschichtiger Weise der Frage nach Tod und Schicksal nachgegangen wird.
Als lose Erzählstruktur der Inszenierung Der müde Tod dient den beiden Künstler*innen der gleichnamige Stummfilm von Fritz Lang und Thea von Harbou aus dem Jahr 1921. Mit dem Untertitel Ein deutsches Volkslied in sechs Versen versehen, leitet der Film eine Ballade von zwei sich liebenden, jungen Menschen ein. Die romantisch-tragische Geschichte einer jungen Frau, die in der Begegnung mit dem personifizierten Tod ihren Ehemann zurückfordern will, führt die Unausweichlichkeit des Todes und gleichsam dessen Ohnmacht vor Augen. In verschiedene Länder und Zeiten versetzt, bekommt die Heldin von dem Tod die Aufgabe, bereits zum Ableben erklärte Menschen zu retten. Sie wird Zeugin des gesamten Panoramas menschlicher Leidenschaften und Begierden, an dem ihre Versuche scheitern. Um sich dennoch mit ihrem Geliebten zu vereinen, stirbt sie den Liebestod.
In der Ausstellung werden die narrativen Motive des Films in theatralisch-expressiver Weise in zwei räumlichen Bildern konzentriert. Im ersten Bühnenbild eröffnet sich ein zwischen den Kunstwerken aufgespannter Welthof menschlicher Konflikte. Über die ekstatische Treppe wird man durch eine Mauer hindurch – ebenfalls ein Motiv des Films – in das zweite Bild hinein geführt: eine geistige, metaphysische Vision von der Schwelle des Todes und dem Blick über diese hinaus – in die Unendlichkeit.
Ausstellungsansichten
Begleitprogramm
, 19:00 Uhr
Vortrag
Prof. Dr. Hans Ulrich Reck, Philosoph, Kunstwissenschaftler, Publizist und
Ausstellungsmacher, Professor für Kunstgeschichte im medialen Kontext,
Kunsthochschule für Medien Köln
Erregung und Erlösung – Expressionistische Motive zu Tod,
Utopie, Dämonie und Apokalypse
, 19:00 Uhr
Vortrag
Evelyn Echle, Filmwissenschaftlerin, Hochschule für Film und Fernsehen
Potsdam-Babelsberg und Universität Zürich
Märchen, Metaphysisches und ein müder Tod: Fritz Langs Filmsprache
im Kontext seiner Zeit
anschließend Filmprogramm
Infahrnis (Prolog) von Prager Anker
(Bühler, Launhardt, Lengenfelder, Selg, Sourkova), 2006
Der müde Tod von Fritz Lang, 1921
Que viva México (Epilog) von Sergej Eisenstein, 1931/1979
, 19:00 Uhr
Künstlergespräch
mit Astrid Sourkova, Markus Selg und Zdenek Felix
anschließend Vortrag von Dominic Wood
Transcendental Field Theory in Der müde Tod (in englischer Sprache)
, 16:00 Uhr
Vortrag
Prof. Dr. Sabeth Buchmann, Kunsthistorikerin und -kritikerin,
Professorin für Kunstgeschichte der Moderne und Nachmoderne,
Akademie der bildenen Künste Wien.
Im Diesseits des Todes. Zum Topos der Wiederholung
in Kunst und Film
, 16:00 Uhr