Broken Spaces
CHRISTIANE FESER, BENJAMIN HOULIHAN, HARALD KLINGELHÖLLER, CHARLOTTE POSENENSKE, CHRISTINE RUSCHE, TATIANA TROUVÉ
Laufzeit: 11. April bis 18. Juli 2015
Kurator: Ludwig Seyfarth
Mit seinem 1884 erschienenen Buch Flatland. A Romance of Many Dimensions wollte der englische Mathematiker Edwin A. Abbott das damals vieldiskutierte Problem der vierten Dimension auch wissenschaftlichen Laien anschaulich machen. Abbott ersann eine Welt, die nur aus zwei Dimensionen besteht. Als Bewohner*in des dreidimensionalen Raumes können wir von oben auf diese Flächenwelt schauen; wer allerdings dort, gefangen in der Horizontalen, zu Hause ist, kann nur Linien und Punkte sehen. Der „Wahrnehmungshorizont“ der Flatland-Bewohner*innen ist ähnlich an die flächenhafte Ausdehnung geheftet wie der unsrige an die perspektivische Schachtel, die den meisten digital generierten Räumen immer noch zugrunde liegt.
Dabei hat Abbotts Versuch, uns neue Raumvorstellungen darzulegen, zahlreiche Parallelen in der modernen Kunst gefunden. Hier wurde der einheitliche perspektivische Raum immer wieder konterkariert, aufgebrochen und vervielfältigt. Statt in eine dreidimensionale Illusion blicken wir gleichsam aus zahlreichen Perspektiven gleichzeitig auf ein zerbrochenes Flächenland.
Die Ausstellung Broken Spaces führt vor, wie Künstler*innen heute und in der jüngeren Vergangenheit mit projizierten, gefalteten oder zerbrochenen Flächen und Räumen spielen, wobei die Grenze zwischen Zwei- und Dreidimensionalität ebenso ambivalent ist wie diejenige zwischen Objekt und Raum. Auch wenn exakte mathematische und geometrische Berechnungen die Grundlage bilden, ist das sinnlich erfahrbare Resultat oft nur schwer auf seinen Ausgangspunkt zurückführbar und entfaltet überraschende poetische und gestalthafte Qualitäten.
Das konstruktivistische Erbe der Moderne, das für viele Künstler*innen eine anhaltende Inspirationsquelle darstellt, wird nicht zitiert oder variiert, sondern auf seine heutige Relevanz hin befragt. Dabei nutzen die Künstler*innen sowohl die Möglichkeiten digitaler Simulationen als auch ihrer Rückwirkung auf „analoge“ Realisationen.
Dreidimensionale Objekte können wie Zeichnungen im Raum erscheinen. Plastische Gebilde beruhen auf der Übertragung von Flächenformen, etwa auf Silhouetten von Schattenwürfen, und lassen innerhalb der Ausstellungsräume eigene Sphären und Raumvorstellungen entstehen – physisch manifest oder immateriell vor dem geistigen Auge der Betrachter*innen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Gefördert durch:
Ausstellungsansichten
Begleitprogramm
, 19:00 Uhr
Broken Spaces: Ausstellungseröffnung
, 19:00 Uhr
Lange Nacht der Museen
Kurzführungen 19.30 und 23.30 Uhr, CHAKRAPENG! Live-Performance von Maren Maurer mit mehreren Akteuren ab 20 Uhr, DJ Criss Source (Ambient/House) ab 21 Uhr / 14 € Zutritt zu allen Veranstaltungsorten der Langen Nacht der Museen
, 19:00 Uhr
Dialogführung
DIALOGFÜHRUNG Im Dialog mit Experten zum Thema Raum führt das Team von KAI 10 durch die Ausstellung: Julia Schleis (Projektleitung KAI 10) mit Karsten Weber (Architekt, Rheinflügel)
, 19:00 Uhr
Künstlergespräch
mit Harald Klingelhöller und Christine Rusche, moderiert von Ludwig Seyfarth (Kurator der Ausstellung)
, 19:00 Uhr
Dialogführung
Im Dialog mit Experten zum Thema Raum führt das Team von KAI 10 durch die Ausstellung: Marion Eisele (Projektleitung KAI 10) mit Dr. Renate Buschmann (Direktorin imai – inter media art institute)
, 19:00 Uhr
Gespräch mit Dr. Burkhard Brunn
(Nachlass Charlotte Posenenske) über Charlotte Posenenske und den Minimalismus in Kunst und Gesellschaft, moderiert von Ludwig Seyfarth
, 15:30 Uhr
Broken Spaces: Dialogführung: Finissage
Im Dialog mit Experten zum Thema Raum führt das Team von KAI 10 durch die Ausstellung: Ludwig Seyfarth und Kathleen Rahn (Direktorin Kunstverein Hannover)