Backdoor Fantasies
MICHAEL BEUTLER, JEAN-PASCAL FLAVIEN, LUDGER GERDES, JAN HOEFT, ANNA K.E., ISA MELSHEIMER, AERNOUT MIK, HANS PETER REUTER, TATA RONKHOLZ, KATJA STRUNZ, GÜNTER WESELER, CHRISTOF ZWIENER
Laufzeit: 05. April 2014 bis 10. August 2014
Kurator*innen: Julia Höner und Ludwig Seyfarth
Backdoor Fantasies zeigt Kunst, die vom Streben nach Aufbruch, Experiment und Verwandlung geprägt ist. Darin steckt auch utopisches Denken, keine starre Vision einer vermeintlich besseren Welt oder einer universellen Katastrophe. Künstler*innen werfen einen oft ambivalenten Blick in die Zukunft, schauen hinter die Fassaden und misstrauen vollmundigen Versprechungen. Und so betrachten sie auch den technischen und urbanen Wandel.
Anders als bei Konzepten mit definiertem Zielpunkt, etwa bei von Verfahrensrationalität geprägten städtebaulichen Projekten, ist die Verwandlung im Fall der Kunst ein unabgeschlossener Prozess, der Raum für individuelle Projektionen und Fantasien lässt.
Bezugspunkt der Ausstellung Backdoor Fantasies ist der Medienhafen Düsseldorf. Das alte Hafengebiet wurde seit den 1960er-Jahren durch Sanierungen und neue Landmarken-Architekturen in das nächste Jahrtausend katapultiert. Dieses ambitionierte Stadtbauprojekt stand für einen Aufbruch in eine prosperierende Zukunft. Fünf Jahrzehnte später ist es Zeit zu fragen, was von den damaligen städtebaulichen und arbeitsweltlichen Utopien heute noch Bestand hat. Die Ausstellung findet in KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION statt, führt die Besucher*innen aber auch in andere Räumlichkeiten sowie in den Außenraum. Der Blick hinter Fassaden ist ein zentrales Anliegen des Projekts: Backdoor Fantasies fokussiert die Vorstellungsbilder und unterdrückten Gefühle, die bei der Planung eines Areals wie des Medienhafens gleichsam unter den Teppich gekehrt werden. Die Ausstellung zeigt die spezifische Atmosphäre des Medienhafens, spiegelt diese in künstlerischen Arbeiten, macht die abstrakte Vorstellung dieses Areals zu einer Sphäre des persönlich Erlebten. 12 internationale Künstler*innen sind teils mit neuen Produktionen, teils mit existierenden Werken in der Ausstellung vertreten. Statt auf den direkten Ortsbezug, setzt das Projekt auf überraschende Konfrontationen und die Erforschung subtiler emotionaler Qualitäten.
Der assoziative Ausgangspunkt der Ausstellung ist ein Werk Ludger Gerdes – Angst von 1989 – ein Neonschriftzug, eingerahmt von den Piktogrammen eines Golfspielers und einer Kirche. Die Evokation und Analyse beunruhigender Gefühlslagen spielt hier genauso eine Rolle, wie in den Videoinstallationen von Aernout Mik. Bei ihm sind es reale sowie vom Künstler inszenierte Versammlungen, deren Verlauf wir auf mehreren Screens gleichzeitig beobachten können, wobei keinerlei verbale Kommunikation übermittelt wird. Stumme Zeugen der Vergangenheit des Medienhafens sind die um 1980 entstandenen Fotografien von Tata Ronkholz, die die radikale Veränderung des Stadtviertels seitdem dokumentieren. Neben den verstorbenen Gerdes und Ronkholz ist mit Günter Weseler ein weiterer namhafter Düsseldorfer Künstler vertreten. Seine kinetischen Objekte paraphrasieren lebendige Körper und infizieren steril erscheinende Architekturen unterschwellig mit Gefühlen der Beklemmung und Abscheu. Eine grundsätzliche Reflexion des Wandels von handwerklich-industrieller Produktion zu postindustriellen Dienstleistungen, für die der Medienhafen exemplarisch steht, findet im Werk Michael Beutlers statt, in dessen Installation Teppiche gewebt wurden. Anna K.E.s assoziationsreich gestaltete Paravents fungieren zur Ausstellungseröffnung als Backstube für traditionelles georgisches Brot und konfrontieren auf diese Weise die an farbige Fassaden erinnernden Raumteiler mit intimen Handlungen. Christof Zwiener dokumentiert und bearbeitet die Relikte der verdrängten und ‚abgewickelten‘ DDR-Geschichte und befragt Formen öffentlicher Erinnerungskultur, wie sie auch im Medienhafen anzutreffen sind. Der Beitrag von Jan Hoeft ist ebenfalls für den Außenraum konzipiert und fokussiert auf das Unbehagen, das monumentale Industriebauten in uns auslösen. Während Jean-Pascal Flavien Formen und Gebrauchsweisen von Architektur einer spielerischen Analyse unterzieht, erscheint das Architektonische bei Isa Melsheimer in einen leichten, flüchtigen Aggregatzustand versetzt. Schwere und Leichtigkeit sind auch bei Katja Strunz gegeneinander austariert. Im Wasser des Hafens schwimmt ein sechseckiges Objekt, das wie die Faltung einer komplexen räumlichen Struktur wirkt. Die auf digital generierte Szenarien vorausweisenden Kachelräume Hans Peter Reuters kehren in KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION an einen Ort zurück, an dem sie schon in den früher hier befindlichen Galerieräumen ausgestellt waren. Für die Backdoor Fantasies ist die Überlagerung verschiedener Zeiten und Orte programmatisch, sodass bereits ‚historische‘ Werke direkt neben ganz neuen, auch speziell für die Ausstellung entstandenen, zu sehen sind.
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Ausstellungsansichten
Begleitprogramm
, 20:00 Uhr
Backdoor Fantasies: Ausstellungseröffnung
Dezentrale Ausstellung in KAI 10 und den folgenden externen Ausstellungsorten
Fassade KAI 10, Rheinseite
Hafenbecken, Nähe Am Handelshafen 4
Courtyard by Marriott, Speditionstraße 11
Vorplatz Hyatt Regency, Julo-Levin-Ufer
TIGGES Rechtsanwälte, Zollhof 8
Grand Bateau, Hammer Straße 13
Bürgerpark, Nähe Parkhaus und Mauerdenkmal
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag 11– 18 Uhr
Öffentliche Führungen Samstags um 15 UHR
5. April, 12. April, 3. Mai, 7. Juni, 5. Juli, 2. August 2014
, 10:30 Uhr – , 13:30 Uhr
Osterferienprogramm: Mein Haus im Medienhafen - wie ich mir aus Kunst ein Haus bauen
Viertägiges Osterferienprogramm für Kinder von 8 bis 14 Jahren.
Anmeldung: Tel. 0211 99434130
Ein eigener Düsseldorfer Medienhafen wird als übergroßes Modell gestaltet.
Gefördert von der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf.
, 19:00 Uhr
Symposium in vier Akten
SYMPOSIUM IN VIER AKTEN: Experten zum Thema Kunst und Urbanität führen im Dialog mit dem Team von KAI 10 | Arthena Foundation durch die Ausstellung
24. April 2014, 19 Uhr: Dr. Söke Dinkla (Direktorin Lehmbruck Museum Duisburg) und Marion Eisele (Wissenschaftliche Mitarbeiterin KAI 10)
22. Mai 2014, 19 Uhr: Ulla Lux (Kulturamt Düsseldorf) und Julia Schleis (Projektleitung KAI 10)
19. Juni 2014, 19 Uhr: Markus Ambach (Künstler und Kurator) und Ludwig Seyfarth (Kurator der Ausstellung)
17. Juli 2014, 19 Uhr: Mischa Kuball (Künstler und Professor für Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien Köln) und Julia Schleis (Projektleitung KAI 10)
, 19:00 Uhr
Lange Nacht der Museen
Stündliche Führungen zu verschiedenen Stationen der Ausstellung, musikalisches Rahmenprogramm und Filmprogramm in KAI 10.
, 19:00 Uhr
Städtische Atmosphären im Wandel
Der Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Hasse (Universität Frankfurt/Main) fokussiert auf die Stadt als mitweltliches Milieu und spürbaren Raum der Atmosphären. Im Anschluss Filmprogram.
, 20:00 Uhr
Lange Nacht der Performance: Kevin Schmidt, Will You Still Love Me Tomorrow?
Performance im öffentlichen Raum anlässlich der LANGEN NACHT DER PERFORMANCE im Rahmen der Quadriennale Düsseldorf 2014
Wirst du mich auch Morgen noch lieben? – Mit dieser Frage greift Kevin Schmidt in seiner für KAI 10 konzipierten Performance das Motto der Quadriennale „Über das Morgen hinaus“ auf. Straßenmusiker verschiedener Musikrichtungen interpretieren vom Künstler ausgewählte Lieder, deren Texte sowohl die Intensität des Moments und die Angst vor seiner Flüchtigkeit als auch seine Folgen am Tag danach aufgreifen. Die besungenen Gefühle von Hoffnung, Sehnsucht, Begierde und Bedauern reflektieren auch den Charakter von Kunstevents. Gleichzeitig greift die Performance das Thema der Ausstellung BACKDOOR FANTASIES auf, in der Kunstwerke im Innen- und Außenraum des Medienhafens die Atmosphäre und emotionale Aufladung des Areals spiegeln.
In Kooperation mit der Botschaft von Kanada.
, 16:00 Uhr
Videoscreening und Live-Konzert von Hauschka "ABANDONED CITY"
Raketenstation Hombroich 4 in Neuss (Abraham-Gebäude
Konzert: Samstag, 09. August 2014, 20 Uhr; Kartenvorverkauf 15 Euro
Der deutsche Komponist und Pianist Volker Bertelmann alias Hauschka wird am Samstag, 9. August 2014 um 20.00 Uhr auf einem Live-Konzert sein neues Album „Abandoned City“ präsentieren. Hauschka fängt darauf Stimmungen von „Geisterstädten“ mit seinem präparierten Piano musikalisch ein. Als Vorlagen dienten ihm Bilder und Geschichten von Orten, die von ihren Bewohnern aufgrund von Naturkatastrophen oder architektonischen Fehlplanungen verlassen wurden.
Passend zu seinem Thema findet das Live-Konzert von Hauschka auf der Raketenstation Hombroich in Neuss statt – einem stillgelegten NATO-Gelände. Nach dem Abzug der NATO-Truppen war das Terrain zunächst ein verlassener Ort, wurde jedoch inzwischen in ein lebendiges Refugium für Künstler, Literaten und Wissenschaftler verwandelt. „Abandoned City“ erklingt im Abraham-Gebäude, das sich im Grenzbereich von Architektur und Skulptur bewegt und das architektonische Zentrum der Raketenstation Hombroich bildet. Es ist nach wie vor unvollendet und nicht dauerhaft genutzt. Mit „Abandoned City“ wird das von Raimund Abraham entworfene Gebäude somit seiner eigentlichen Bestimmung als Konzert- und Veranstaltungsort zugeführt – in der Hoffnung dass es gemäß dem Motto der diesjährigen Quadriennale Düsseldorf „über das Morgen hinaus“ auch zukünftig für alle Kulturinteressierten zu einem lebendigen Ort wird.
Für das Hauschka-Konzert „Abandoned City“ startet bereits jetzt der Kartenvorverkauf. Das Ticket kostet 15 Euro und ist im Quadriennale-Infozentrum im NRW-Forum Düsseldorf (Ehrenhof 2, Düsseldorf), in KAI 10 | Arthena Foundation (Kaistraße 10, Düsseldorf), in der Julia Stoschek Collection (Schanzenstraße 54, Düsseldorf) und in der Langen Foundation (Raketenstation Hombroich 1, Neuss) erhältlich.
Die Veranstaltung findet anlässlich des QuadriFINALEs am letzten Wochenende der dritten Quadriennale Düsseldorf statt, zu dem Langen Foundation, Julia Stoschek Collection, KAI 10 | Arthena Foundation gemeinsam mit der Quadriennale Düsseldorf 2014 einladen.